re:view – re:learn: Über Kontinente, über Generationen

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Where is digital education headed?

Wohin geht die digitale Bildung? Der Track re:learn stand ganz im Zeichen dieser Frage – an der Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Bildung, Lehren und Lernen. Ein Rückblick.

Jörg Farin und Laura Pfannemüller widmeten sich der “Tinderisierung der Welt”. Gemeint ist damit die oft allzu subjektive Kommunikation im Netz, die UserInnen dazu provoziert, zu klicken, zu liken, zu kaufen oder sich aufzuregen. “Bestätigungsfehler” nennt die Kognitionspsychologie das. Denn wir passen dabei unsere Meinungen so an, dass sie zu unserem Weltbild passen. Farin plädiert daher für ein “Hinterfragen 101” – Bildung sei der Schlüssel dazu.

Hier setzen Kordula Attermeyer und André Spang von der Staatskanzlei NRW an. Sie verfolgten in ihrem gut besuchten Workshop ein ähnliches Anliegen. Ihnen ging es um “Neue Bildungsformate für generationenübergreifendes Lernen”. Sie diskutierten mit TeilnehmerInnen, wie Schul- und Erwachsenenbildung sowie non-formale Medienerziehung innerhalb von Familien gestaltet werden kann. Als besondere Herausforderungen wurden dabei die Offenheit gegenüber neuen Inhalten und die Motivierung zu eigenständiger Beschäftigung mit digitalen Inhalten identifiziert.

Diese Motivation bringt der 23-jährige Programmierer Rami Rihawi aus Aleppo schon mit. Nach seiner Flucht als 20-Jähriger gelangte er nach Berlin. Dort fing er parallel zu seinem Deutschkurs in der ReDi-School Berlin an, die Geflüchteten hilft, Coding-Fähigkeiten zu erwerben und zu vertiefen. Rihawis Weg ist eine Erfolgsgeschichte: Nach seinem Praktikum in einem Stahlbetrieb erhielt er dort eine feste Stelle als Qualitätsmanager, traf Mark Zuckerberg und Angela Merkel. Für die Zukunft fordert er, dem Mangel von mehr als 40.000 IT-Fachkräften in Deutschland mit europaweiten ReDi-Schools zu begegnen. Ebenso wünscht er sich mehr Frauen in der IT. Seine nächsten Ziele: das Deutsch-Zertifikat C1 und ein Studium an der Technischen Universität Berlin.

CodeDoor.org setzt ebenfalls auf Integration durch Coding. Das ehrenamtliche Projekt entwickelt zusammen mit Partnern wie Amazon, der Deutschen Bahn und Github ein Programm, in dem Geflüchtete gespendete Laptops erhalten und innerhalb von zwölf Monaten für den deutschen Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Das Projekt läuft sehr erfolgreich, mittlerweile sitzen auch Menschen ohne Fluchterfahrung in den Kursen.

Positiv bilanzieren Saskia Ebel, Maike Schubert und Stefan Neureiter in ihrer Diskussion “Wie gestalten Schulen Bildung in der digitalen Welt?”, dass Schulen für die Ansprüche der digitalen Gesellschaft pädagogisch fit sind. Die Herausforderungen bis 2030 seien es, das Lehrpersonal noch intensiver zu schulen sowie eine anbieterunabhängige Versorgung mit Strom sowie Soft- und Hardware. Weitere Ziele sind WLAN in allen Schulen, eine Schul-Cloud, digitale Klassenbücher und digitale Chancengleichheit für alle SchülerInnen. Software müsse für die Schule gedacht werden, auch die Gaming-Industrie sei eingeladen, pädagogische Medieninhalte zu schaffen. Coding als Schulfach bleibt dabei jedoch außen vor: Es fehlt an praktischen Fähigkeiten, Zeit im Lehrplan sowie einer ausreichenden Personaldeckung.

von Sylvia Lundschien (EJS)

Foto: re:publica/Jan Zappner (CC BY-SA 2.0)

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