Maschinen sehen dich an

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Trevor Paglen at #rp17

Normalerweise machen Menschen Bilder für Menschen. Sie erstellen Abbildungen von Situationen und Momentaufnahmen, um sie Freunden und Bekannten zu zeigen und in Erinnerungen zu schwelgen. Von dieser romantischen Vorstellung kann beim aktuellen Stand der Technologie im Bereich der Computer Vision kaum mehr die Rede sein.

Der Künstler Trevor Paglen widmet sich in seinem Vortrag “Your Pictures are Looking at You” ausführlich der Frage: Wie sehen Maschinen? Also: Wie funktioniert die Bild- und Gesichtserkennung und was sehen Maschinen bereits alles? Algorithmen könnten uns dabei inzwischen genauer und zuverlässiger auf Bildaufnahmen erkennen, als unsere Freunde oder jeder Mensch je in der Lage wäre, so Paglen. Die Beziehung zwischen Bildern und Menschen hat sich umgekehrt. Es sind nicht länger nur wir, die sich Aufnahmen und Bilder ansehen, es sind vielmehr die Bilder, die uns anschauen: “Your Pictures are Looking at You”.

Die Entwicklungen der Computer Vision führten nicht zuletzt dazu, dass wir Stück für Stück Teile unserer Freiheit aufgeben müssten. In Zeiten von Smart Citys, in denen der Verkehr via Computer beobachtet und kontrolliert wird sowie überall Videokameras verteilt sind, lässt sich erahnen, welche Menge an Metadaten dabei entsteht. Und nicht zuletzt speisen wir die großen unsichtbaren Bilddatenbanken selbst über die sozialen Medien. Dabei nutzen die “sehenden” Maschinen die Formen von Macht, für deren Ausführung sie zuallererst erschaffen wurden. Genau das beängstigt Paglen: Wird die Gegenwart in der Zukunft gegen uns verwendet werden? Kommt es zur Machtübernahme des Staates in Lebensbereichen, in denen bislang indiskutabel Freiheit herrschte?

von Annika Zimmermann (FF)

Bildnachweis: re:publica/Jan Zappner (CC BY-SA 2.0)

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