Kat Austen: von Menschen und Korallen

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Kat Austen about our environment and us at #rp17

Wer hätte gedacht, dass sich zwischen Mensch und Koralle so viele Parallelen ziehen lassen? Wir wollen ein Dach über dem Kopf, die Koralle baut sich selbst einen schützenden Unterschlupf. Wir leben mit Abertausenden Mikroorganismen auf der inneren und äußeren Oberfläche unseres Körpers, die Koralle lebt im Meer in einer Symbiose mit ebenso vielen Mikroorganismen. Gleichzeitig agiert sie in der marinen Welt wie eine Art Verwalter: Sie gibt nicht nur Algen einen Lebensraum, sondern erschafft ganze Korallenriffe, die zu den “biodiversesten Ökosystemen” dieses Planeten gehören.

Diese Analogie zur Koralle nutzt die Künstlerin Kat Austen für ihr Projekt “Coral Empathy Device”. Ein außerordentliches Experiment, das mithilfe einer Virtual-Reality-Installation dem Menschen akustisch begreifbar macht, wie unterschiedlich die Weltwahrnehmungen ausfallen können – ein Projekt von artenübergreifender Empathie, um das Bewusstsein für unsere Umwelt wieder zu schärfen.

Diese Verbindung von Kunst und Wissenschaft bildet den Kern von Austens Arbeit. In einem zweiten Projekt überträgt die studierte Chemikerin ihren Ansatz auf die Erfahrung und das Erleben von Lebensmitteln. Vital | Flows setzt auf verschiedene Methoden, um uns die Bedeutung des Essens zu verdeutlichen: DIY-Wissenschaft, Phänomenologie, Kultur, Geschichte und nicht zuletzt unsere eigenen Instinkte. So können wir laut Austen die Grenzen unseres eigenen Selbst erfahren und begreifen, was unsere Erlebnisse beim Genuss von Essen mit uns und unserer Umgebung machen. "Vital | Flows" hat Austen bereits in einem Workshop mit Bachelor-Studenten von der UCL Arts & Sciences BASc und der NewVIc aus East Londonin umgesetzt. Ein besonders schönes Feedback teilte sie heute in ihrem Talk auf der re:publica: “I now connect with my food and experience it using my full senses.”  

Zum Abschluss gibt die Künstlerin ihren ZuhörerInnen ein Gedicht von D. H. Lawrence mit auf den Weg. “Mystic” thematisiert das simple Verzehren eines Apfels und schafft damit eine Verbindung zwischen Austens Vortrag, ihrem Ansatz und vor allem ihrem Projekt "Vital | Flows":

They call all experience of the senses mystic, when the
experience is considered.
So an apple becomes mystic when I taste in it
the summer and the snows, the wild welter of earth
and the insistence of the sun.

All of which things I can surely taste in a good apple.
Though some apples taste preponderantly of water, wet and sour
and some of too much sun, brackish sweet
like lagoon-water, that has been too much sunned.

If I say I taste these things in an apple, I am called mystic, which
means a liar.
The only way to eat an apple is to hog it down like a pig
and taste nothing
that is real.

But if I eat an apple, I like to eat it with all my senses awake.
Hogging it down like a pig I call the feeding of corpses.

von Annika Zimmermann (FF

Foto: re:publica/Gregor Fischer(CC BY-SA 2.0)

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