Hashtag Handschellen – Polizeiarbeit im Netz

We`ve got police.

We`ve got police.

Die Polizei, dein Freund und Twitterer. Inzwischen setzen nicht nur die BeamtInnen in Großstädten auf Twitter- und Instagram-Accounts. Über Chancen und Herausforderungen der Polizeiarbeit im Netz diskutieren ein Kriminologe, ein Polizeibeamter und eine Kommunikationsforscherin.

Es gab mal eine Zeit ohne Hashtags und Snapchat-Storys. Doch die ist bei den häufig als steif belächelten OrdnungshüterInnen vorbei. Heute hat jede Landespolizeidienststelle mindestens einen Social Media-Account. Dass der Trend zu mehr Polizeipräsenz im Internet geht, ist nach Ansicht des Kriminologen Thomas-Gabriel Rüdiger notwendig. Dennoch sei sie nach wie vor zu gering. Noch immer könnten Gesetzesverstöße über das Internet weitaus seltener verhindert werden als über den “analogen Weg”.

Laut Moderatorin Alexa Brandt ist die Polizei in Deutschland inzwischen zwar mit etwa 219 Accounts bei Facebook, Twitter & Co vertreten (2012 waren es noch 19 Accounts). Aber verglichen mit den Niederlanden ist das eine geringe Zahl. Dort gebe es etwa 2500 Accounts, auch von einzelnen PolizeibeamtInnen. Würde Deutschland eine ähnliche Quote erreichen wollen, bräuchte es über 10.000 polizeilich geführte Social Media-Accounts.

André Karsten kam mit 27 Jahren zur Polizei in Frankfurt am Main. Er war zunächst Streifenpolizist, inzwischen arbeitet er in der Pressestelle – und twittert im Auftrag des Gesetzes. Es gebe in Frankfurt einen eindeutig positiven Effekt des Auftritts bei Facebook und Twitter:

”Ich habe das Gefühl, wir können dadurch besser in die Köpfe der Menschen gucken und mehr positive Rückmeldungen erhalten”, sagt Karsten. “Wenn du draußen auf der Straße arbeitest, hörst du vielleicht einmal im Monat ein ”Danke“, auf Facebook schreiben die Leute das viel häufiger.“

Trotz aller positiven Effekte: Aus Sicht von Kriminologe Rüdiger gibt es noch viel zu tun. Für die Zukunft wünscht er sich ein universales Normenverständnis im digitalen Raum. Außerdem brauche jede Dienststelle eigene Social-Media-Accounts. “Alle BürgerInnen müssen ihre Polizeidienststelle in den sozialen Medien erreichen können.”

Die Polizei kann durch ihre Arbeit auf Facebook und Co. das Image verbessern, sagt Kommunikationsforscherin Katharina Kleinen-von Königslow. ”Es ist eine interessante Neuerung, dass BürgerInnen in direkten Kontakt mit der Polizei treten können. Jede Form politischer Arbeit wird besser, wenn sie durch das Volk legitimiert wird und Social Media legitimiert auch die Polizeiarbeit.”

von Theresa Liebig (EJS) und Laura Eßlinger (EJS)

Bildnachweis: Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)

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