Du bist nicht, was du glaubst!

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Lisa Charlotte Rost at #rp17

Nie war es so einfach, an Information, Wissen und Daten zu kommen. Dennoch wählen wir Trump, impfen unsere Kinder nicht und glauben nicht an den Klimawandel. Was ist nur passiert? Lisa Charlotte Rost begibt sich auf die Suche nach unserem Verstand.

Wo kommen falsche Überzeugungen her? Warum ist es so schwer, sie loszuwerden? Und wie können wir den Glauben an die Wahrheit fördern? Die Designerin Lisa Charlotte Rost befasst sich seit Jahren mit Daten, Zahlen, und Statistiken. Sie hat sich der Datenvisualisierung und dem Datenjournalismus verschrieben. Auf der re:publica erklärt sie, wieso wir an falschen Denkweisen festhalten und wie wir unsere Mitmenschen von einer anderen Realität überzeugen können.

Wir wollen uns nicht ändern…

Zunächst müsse man den Ursprung der falschen Überzeugungen verstehen, sagt Rost. Ihre Theorie: Menschen glauben Fake News und “Alternative Fakten”, weil sie zu einem Markenzeichen der eigenen Identität werden. “Tribalization“ nennt Rost das. Man zeige, zu welchem Team man gehöre und halte an der eigenen Identität, den Denkmustern des Umfelds fest. “Wir wollen sichergehen, dass wir gute Mitglieder des ‘Tribes’ sind“, sagt Rost. Es gehe dabei nicht um Wahrheit oder Lüge, sondern um Vertrauen.

“Je mehr wir Informationen ausgesetzt sind, die unseren Glaubensmustern entgegenstehen, desto stärker halten wir an letzteren fest“, sagt Rost. Und es wird immer irgendwelche Beweise geben, die für unsere Ansichten sprechen.

… aber wir können.

Doch Rost ist optimistisch, dass man aus dem Raster ausbrechen kann. Neugier sei der Schlüssel zum Wandel. “Wenn du selbst Interesse an einem Wandel hast, ist es weitaus wahrscheinlicher, dass du dich an diesem beteiligst“, sagt Rost. Es erscheint schwer, sich selbst von alten Denkmustern und dem Einfluss des Umfelds zu trennen oder anderen Menschen neue Perspektiven zu zeigen. Doch für beides gebe es Wege: Fragen stellen, neugierig, offen und empathisch sein und sich ständig neu erfinden. “Ändere deine Einstellung“, sagt Rost. “Du bist nicht, was du glaubst!“

Dabei will sie niemandem eine starke Meinung absprechen – bei aller gebotenen Flexibilität. “Höre nicht auf, zu glauben“, ermutigt Rost. Am besten seien ”strong believes, losely held”: eine starke Haltung, die zu revidieren man bereit sei.

von Ivy Nortey und Rachelle Pouplier

Bildnachweis: Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)

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