Wer Kartoffeln kaufen will, hat die Qual der Wahl: Billigware vom Discounter? Bio aus der Region? Sieglinde oder Bintje, Hansa oder Linda? Beim Strom dagegen ist das Angebot so groß wie einst in einem Konsum der DDR. Kunden können zwischen konventionellem und grünem Strom wählen. Das war’s.

Doch das könnte sich über kurz oder lang ändern – dank Blockchain: Die Technologie macht direkte Geschäfte zwischen Stromerzeugern und -verbrauchern möglich, unabhängig von den Versorgern. Damit hat Blockchain das Zeug dazu, die Energiebranche radikal zu verändern, stärker noch als die Finanzindustrie.

Haushalte zum Beispiel könnten künftig mithilfe von Blockchain Strom flexibel einkaufen: mal ein paar Wattstunden von der Solaranlage des Nachbarn, mal ein paar vom Gaskraftwerk der lokalen Stadtwerke, mal ein paar vom Windpark an der Nordseeküste. Verbraucher könnten gemeinsam einen Wind- oder Solarpark finanzieren und - organisiert über Blockchain - anteilig Strom daraus beziehen. Auch Mieterstromangebote ließen sich mit Blockchain sehr effizient organisieren. Anlagenbetreiber wiederum hätten mit Blockchain die Möglichkeit, ihre Energie statt wie heute pauschal über die Börse künftig flexibel dort zu verkaufen, wo sie das meiste Geld bekommen.

Allerdings: Wie Blockchain in das bestehende Energiesystem integriert werden könnte, ist momentan noch völlig offen. Der regulatorische Rahmen erlaubt den Einsatz von Blockchain derzeit nur in Nischen. Scheitern muss das Konzept daran aber nicht. „Dann kommen zu den 21.650 Normen im Energiebereich halt noch einige dazu“, sagt eine renommierte Energie-Juristin.